Wer einen Verein gründet, muss sich an die rechtlichen Gegebenheiten anpassen, kann dabei aber auch von vielen Vorteilen profitieren. Vereine müssen beispielsweise Steuern und Abgaben bedenken, können aber durch ihren Status auch steuerliche Vorteile gegenüber anderen Organisationsformen erhalten. Dabei kommt es aber nicht nur darauf an, ob man als Verein bestehen darf, sondern auch in welche Kategorie man fällt. So können Sportvereine z. B. gewisse Vorteile erlangen, wenn sie für einen Wettkampf ein bestimmtes Visum benötigen oder dergleichen. eSport-Vereine können davon ein Lied singen, denn der computerbezogene Wettkampf zählt in Deutschland nicht als Sport – in vielen anderen Ländern aber schon. Warum das so ist und was das für die Vereinsmitglieder bedeutet, haben wir uns genauer angesehen!

Ein Blick in die eSport-Szene
Es ist bereits fast 50 Jahre her, seitdem das erste eSport-Event abgehalten wurde. Das erste Turnier fand 1972 unter der Titel Intergalactic Spacewar! Olympics an der Stanford University statt und wurde zwischen 20 Spielern entschieden. Damals ging es allerdings nur um die Freude am Spiel, von großen Gewinnsummen konnten die Studenten damals nur träumen. Seitdem ist viel geschehen! Vorwiegend im asiatischen Raum waren eSports bereits nach der Jahrtausendwende vertreten. In Südkorea wurde sogar seit 2000 ein eigener Fernsehsender ausgestrahlt, der sich nur mit Videospielen und eSport-Wettkämpfen beschäftigt. Lange Zeit galt dort Starcraft 2 als die wichtigste Turnierdisziplin, mittlerweile hat sich das Feld erweitert. Spiele wie League of Legends, Dota 2 und Counterstrike: Global Offensive schienen wie geschaffen für den spannenden Wettkampf und wurden in immer größeren Arenen ausgetragen. Heute haben sich eSports auch den Weg bis nach Deutschland erkämpft. Das Land trägt jedes Jahr große Turniere aus, darunter die ESL One Cologne, bei der Spieler aus aller Welt in CS:GO antreten. Außerdem gibt es in der Fußballnation mittlerweile die eBundesliga, bei der die eSport-Teams bestehender Fußballvereine gegeneinander antreten. Die Preisgelder bei der Meisterschaften können längst mit anderen Sportarten mithalten. Bei den Internationals 2019 – einem internationalen Turnier für Dota 2 – wurden insgesamt 34,33 Millionen US-Dollar vergeben.

Der DSOB entscheidet
In Deutschland entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (kurz DOSB) darüber, welche Sportarten offiziell als solche zugelassen werden. Entstehen moderne, neue Bewegungs- oder Wettkampfformen, so müssen diese vom DOSB anerkannt werden, um dieselben Vorteile zu genießen, wie andere Sportarten. Es gibt eine lange Liste von Normierungs- und Qualifizierungsrichtlinien, die in einem weiteren Artikel von uns im Detail besprochen werden. Auch eSports haben sich um die Anerkennung beworben, wurden dabei jedoch vom DOSB abgelehnt. Die Erklärung dazu veröffentlichte die Organisation kurz darauf. Viele haben sich wahrscheinlich erwartet, dass eSports auf Grund ihrer sitzenden Tätigkeit abgelehnt werden. Dem ist allerdings nicht so, denn hier wären auch Schach oder verschiedene Motorsportarten betroffen. Stattdessen müssen für den DOSB auch gemeinnützige Kriterien erfüllt werden. Das bedeutet, dass die anerkannten Sportvereine nicht nur als Geschäftsmodell und als Verdienstmöglichkeit für Spieler gehandhabt werden dürfen, sondern gemeinnützige Hobbyvereine den Großteil der Vereinslandschaft ausmachen sollten. Dies ist im eSport derzeit nicht gegeben. Als weiteres Argument wurde gebracht, dass die Inhalte von Spiele wie Call of Duty Warzone oder Counter Strike: Global Offensive ebenfalls nicht diesem Gedanken entsprechen, da dabei Gewaltszenarien im Vordergrund stehen. Anders werden Sportsimulatoren wie FIFA 21 eingeschätzt, bei denen der DOSB eine zukünftige Anerkennung in Aussicht gestellt hat.
Nachteile für den eSport
Die Entscheidung des DOSB kam für viele eSportler als große Enttäuschung. Für die virtuellen Athleten ergeben sich damit nämlich einige Schwierigkeiten. Wenn Sportler nach Deutschland reisen, um bei einem Wettkampf teilzunehmen, benötigen sie ein Visum, mit dem sie kurzzeitig im Land arbeiten dürfen. Für Profisportler ist dies ganz einfach zu erhalten. Noch wichtiger werden diese Visa, wenn es darum geht, einem Team beizutreten und deshalb längerfristig in Deutschland bleiben und arbeiten zu müssen. Mittlerweile gibt es ein eigenes eSport-Visum, das zumindest bei Wettkämpfen relativ einfach ausgestellt werden kann. Dieses gilt allerdings nur für anerkannte Disziplinen, wird also nicht für alle Videospiele vergeben. Die Liste soll alle sechs Monate erweitert werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass Sportvereine auf staatlicher Ebene Förderungen erhalten können, auf die eSportler nun keinen Zugriff haben. Aus diesem Grund sind viele eSport-Clubs Teil eines größeren Vereins, der die nötigen Gelder zur Verfügung hat. Dies bedeutet allerdings auch, dass die meisten eSport-Vereine sehr klein sind und nur wenige Mitglieder aufnehmen.
eSport wird bisher in Deutschland nicht als Sport anerkannt und das wird sich auch nicht so bald ändern, denn die Entscheidung des DOSB steht fest. Ob Sportsimulatoren oder Videospiele, bei denen sich der Spieler selbst bewegen muss (z. B. mit VR-Headset), aus dieser Regelung herausgenommen werden, bleibt abzuwarten.
Bildnachweis:
- Online-Game: Tima Miroshnichenko
- eSports: Rodnae Productions